SWOT-Analyse

Analysemethode

Ziel der Methode

Dieses Methodenblatt gibt eine Übersicht über die theoretische Vorgehensweise der SWOT-Analyse aus Schritt 3, um den methodischen Zusammenhang nachvollziehen zu können.


Als Teil eines strategischen Planungsansatzes ist das Ziel der SWOT-Analyse ein Planwerk zu erstellen, das verkehrspolitische Ziele definiert, den Status quo im Verkehrssystem bewertet, Strategien und Maßnahmen daraus ableitet und deren Umsetzung skizziert.


Die SWOT-Analyse ermöglicht es qualitative und quantitative Informationen der Erhebungen unter Berücksichtigung des Leitziels zusammenzubringen und die Planung integrativ zu gestalten. Somit kann die Mobilität der Menschen und ihre Nutzer*innenperspektive im Verkehr stärker in die Verkehrsplanung einbezogen werden.


Die Planung hat die Aufgabe, zukünftiges Handeln durch eine konsensorientierte Zieldiskussion, eine Bewertung des Status quo und unter Berücksichtigung von gesellschaftlichen, technologischen, ökologischen, ökonomischen und kulturellen Entwicklungen zu beeinflussen. Dabei soll der politisch-strategische Prozess der Entscheidungsfindung zum Eingriff in das Verkehrssystem transparent dargestellt werden, um aufzuzeigen, wie die Argumente zielorientiert abgewogen wurden.


Die SWOT-Analyse bietet der Planung die Möglichkeit dieses ganzheitlichen Analyseansatzes. Alle Informationen über das Verkehrssystem werden somit gleichgewichtet betrachtet und für einen Planungsraum wie die Kommune in Verbindung zum übergeordneten Leitziel einer nachhaltigen Mobilität gesetzt, sodass nicht mehr projektorientiert-individuell auf lokaler Ebene Ziele aufgestellt und Bewertungen durchgeführt werden müssen.

In der Grafik ist der Prozessablauf der SWOT-Analyse in seinen sieben Schritten dargestellt: Als erstes erfolgt die Formulierung eines übergeordneten Leitbilds. Darauf aufbauend werden die Zielkriterien abgeleitet, die das Leitbild in verschiedenen Themenfeldern beschreiben und operationalisieren. Für die Bestandsanalyse werden im dritten Schritt Indikatoren aus den Erhebungen und Daten zur Mobilität gebildet und gegebenenfalls zu Schlüsselfaktoren für die Evaluation geclustert. Im fünften Schritten wird die theoretische Zielebene als Sollzustand mit den in der Praxis erhobenen Indikatoren als Ist-Zustand zusammengeführt und der Status Quo der Mobilität in Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken je Zielkriterium bewertet. Darauf aufbauend werden die Stärken und Schwächen je Zielkriterium zusammengeführt und Strategien gebildet, wie die Mobilität weiterentwickelt und gestaltet werden soll. Abschließend werden im Schritt 7 im Rahmen von Entscheidungsfindungsmethoden wie dem World Café Maßnahmen zur Umsetzung der Strategien erarbeitet, die abschließend nach festgelegten Kriterien bewertet und priorisiert werden.
Prozessablaufschritte einer SWOT-Analyse

Vorgehensweise

Nachfolgend werden die einzelnen Schritte zur Durchführung der SWOT-Analyse erklärt.


Schritt 1: Ganzheitliches übergeordnetes Leitbild formulieren

Für eine zielorientierte Verkehrsplanung muss ein übergeordnetes Leitbild entwickelt werden, das in allen Bereichen von der Mehrheit der Akteure angestrebt wird. Es sollte ganzheitlich, aber noch allgemein sein, damit in allen Fachbereichen Konkretisierungen für spezifische Ziele möglich bleiben. Fokusgruppen können angewendet werden, um dieses verkehrspolitische Ziel mit Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Interessensverbänden und der Zivilgesellschaft zu diskutieren.


Schritt 2: Thematische Zielkriterien ableiten

Um das übergeordnete Ziel für alle betroffenen Disziplinen zu konkretisieren, bedarf es spezifischer Zielkriterien. Sie repräsentieren den thematisch-integrierten, interdisziplinären Ansatz und zeigen den Aufgabenbereich zum Erreichen des fachübergeordneten Leitbilds.


Für jedes Zielkriterium muss ein Zielzustand (als positive Eigenschaft, z. B. gesund und sicher) formuliert werden, der sich aus dem Leitbild ableiten lässt. Zu jedem Kriterium wird in der Analyse eine SWOT-Matrix erstellt, sodass die Menge an Kriterien den Umfang der Arbeit bestimmt. Es sollte darauf geachtet werden, gut voneinander abgrenzbare und nach Schwerpunkten ausgewählte Kriterien zu bilden, da sie einen Ausgangspunkt der späteren Strategiediskussion bilden und somit eine entscheidende Lenkungswirkung für die Analyse haben. Die Zielkriterien des Pankower Leitbildes einer nachhaltigen Mobilität finden Sie in der Beschreibung zum 2. Schritt der Mobilitätsberichterstattung.


Schritt 3: Indikatoren bilden

Zur Bewertung des Status quo des Verkehrssystems können verschiedene quantitative und qualitative Erhebungsmethoden eingesetzt werden. Die daraus gewonnenen empirischen Untersuchungsergebnisse sowie weitere Sekundärdaten werden anhand der übergeordneten, normativen Zielkriterien analysiert.


Damit alle in der Analyse aufgezeigten Argumente gleichermaßen miteinander abgewogen werden, ist es notwendig, ein oder mehrere Analyseergebnisse zu Indikatoren zusammenfassen. Diese bilden die Grundeinheit der SWOT-Analyse.


Die Daten aus den qualitativen und quantitativen Erhebungen haben die gleiche Gewichtung und geben gleichermaßen Hinweise auf die Bewertung des Zustands eines Indikators, die jedoch zunächst interpretationsfrei ist (noch nicht positiv oder negativ einzuordnen). Die Bewertung des Indikators erfolgt erst in Schritt 5 bei der Zuordnung des Indikators in der SWOT-Matrix der Zielkriterien.


Schritt 4: Schlüsselfaktoren clustern und evaluieren

Um einen Überblick über die getroffenen Aussagen zu mobilitätsrelevanten Themen und deren Bewertungen in der Untersuchung zu gewinnen und eine Einteilung vorzunehmen, können optional die Indikatoren zu Themenbereichen, sogenannte Schlüsselfaktoren, geclustert werden. Diese Übersicht zeigt in der Evaluation, ob Aspekte des Verkehrssystems zu wenig berücksichtigt wurden und Erhebungsbedarf oder Erweiterungsmöglichkeiten für eine umfassendere Bewertung bestehen. Fehlenden Dimensionen zeigen in welchen Bereichen die Fortschreibung der Mobilitätsberichterstattung vertiefend stattfinden könnte.


Schritt 5: Indikatoren bewerten

Zu jedem Zielkriterium wird nach dessen Zieleigenschaften bewertend eine SWOT-Analyse der Indikatoren durchgeführt. Da Städte nicht homogen sind und unterschiedliche Ausprägungen in verschiedenen Stadtbereichen haben, kann das auch getrennt nach verschiedenen Teilräumen des Untersuchungsgebiets stattfinden.


Die gleichen Indikatoren können in den SWOT-Matrizen unterschiedlich bewertet werden (z. B. eine Stärke für ein Zielkriterium, aber eine Schwäche für ein anderes Zielkriterium). Grund dafür ist, dass die Zielkriterien das übergeordnete Ziel definieren, aber in unterschiedlichen Disziplinen. Dies ist im verbal-argumentativen Aushandlungsprozess begründet darzustellen.


Für die Bewertung gilt es zu unterscheiden, dass Stärken und Schwächen Bewertungen des Status quo innerhalb des Bezirks sind; Chancen und Risiken dagegen sind Bewertungen potenzieller gesellschaftlicher, technologischer, ökologischer, ökonomischer und kultureller Entwicklungen mit Einfluss auf die Mobilität im Bezirk.


Schritt 6: Strategien aus SWOT-Matrizen bilden

Nachdem alle Bewertungen innerhalb der Matrizen übersichtlich dargestellt sind, werden durch Verknüpfung von Stärken und Schwächen mit Chancen und Risiken Strategien abgeleitet. Strategien beschreiben mögliche, existierende und wünschenswerte Entwicklungspfade als Handlungsoptionen, die das übergeordnete Leitbild – die nachhaltige urbane Mobilität – entsprechend des jeweiligen Zielkriteriums konkretisieren. Aufgrund inhaltlicher Überschneidungen können sie auch zusammengefasst und durch mehrere Indikatorverknüpfungen begründet werden.


Die Strategie beschreibt auf Grundlage des bewerteten Status quo, ´was´ sich ´warum´ verändern muss, damit eine zielorientierte Entwicklung durch die Beantwortung der Frage des ´wohin´ ermöglicht wird. Die Fragen des ´Wer macht was, wann und in welcher Form´ einer Umsetzungsstrategie werden aber erst im Schritt 7 beantwortet.


Schritt 7: Maßnahmenkonzepte aus Strategien ableiten

Die Strategien bilden die Grundlage für die abschließende Erarbeitung von Maßnahmenkonzepten zur Veränderung des Verkehrssystems. Die Maßnahmen müssen an die lokalen Bedingungen und Möglichkeiten gebunden sein und beinhalten verkehrspolitische Abwägungen und Entscheidungen. Daher wird dieser Prozessschritt, der in Schritt 5 des Handlungsleitfadens erklärt wird, gemeinsam mit den Akteuren der Lokalpolitik und verwaltung sowie kommunalen Verkehrsunternehmen im Rahmen von World Cafés erarbeitet.


In einem ersten Schritt sollen in einem kreativen Prozess, aus den Bewertungen und Strategien Maßnahmen zur zielorientierten Veränderung des Verkehrssystems skizziert werden. Die Maßnahmen müssen anschließend anhand von Kriterien wie Wirkung, Synergiepotenziale mit den Strategien und Umsetzungsdauer bewertet werden. Anhand dieser Bewertung werden Maßnahmen zu den jeweiligen Zielkriterien ausgewählt, die abschließend von den Expert*innen vor Ort bezüglich ihrer Priorität zur Umsetzung im Untersuchungsgebiet beurteilt werden. Daraus resultiert ein Maßnahmenkatalog.


Die darin enthaltenden spezifischen Maßnahmenkonzepte, die in der Umsetzungsphase der Mobilitätsberichterstattung angewendet werden sollen, dienen in der Fortschreibung der Berichterstattung gleichzeitig zur Überprüfung der erfolgten Handlungen in der Verkehrspolitik.


Eine ausführliche Beschreibung zum Vorgehen finden sie im Handlungsleitfaden.

Weiterführende Literatur

Fürst, D., Scholles, F. (Hrsg.) (2008)

Handbuch Theorien und Methoden der Raum- und Umweltplanung. Dortmund.


Homburg, C. (Hrsg.) (2017)

Marketingmanagement. Strategie – Instrumente – Umsetzung – Unternehmensführung. 6. Auflage. Springer Gabler, Wiesbaden.

DOI 10.1007/978-3-658-13656-7_1.


Rammert, A., Daubitz, S., Schwedes, O. (2019)

Entwicklung von Mobilitätsstrategien auf Basis qualitativer Daten. Internationales Verkehrswesen, 71(4), 86–90.


Schwedes, O., Sternkopf, B., Rammert, A. (2017)

Mobilitätsmanagement. Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement. Abschlussbericht.

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