Umweltverträglichkeits- und Umweltgerechtigkeitsanalyse
Datenerhebungsmethode (quantitativ)
Ziel der Methode
Die Methode ermöglicht die Analyse des Verkehrssystems in Bezug auf seine negativen Auswirkungen auf die Bevölkerung sowie positive Umweltgüter, die diese gewissermaßen kompensieren können. Dabei stehen drei Fragen im Mittelpunkt:
- Wie verteilen sich die Belastungen durch das Verkehrssystem (und Möglichkeiten der Kompensation)?
- Gibt es zu priorisierende räumliche Belastungsschwerpunkte?
- Sind vulnerable Gruppen, wie z. B. sozial benachteiligte, besonders vom Verkehrssystem belastet?
Betrachtet werden sowohl verkehrliche Belastungen, wie sie etwa durch Luftschadstoffe und Verkehrslärm entstehen, als auch positive Umweltgüter in Form von Erholungsflächen, die diese Belastungen ausgleichen können. Von Interesse sind dabei nicht die Emissionen an sich, sondern die Wirkung, die sie auf Mensch und Umwelt entfalten können. Neben der Gefahr wird also auch die Exposition betrachtet. Zusätzlich wird analysiert, ob das Risiko, von verkehrlichen Auswirkungen betroffen zu sein, durch die räumliche Verteilung der Auswirkungen in Zusammenhang mit der Exposition vulnerabler Gruppen für diese besonders hoch ist. In der Untersuchung in Pankow wurde der Fokus dabei auf sozial benachteiligte Gruppen gelegt.
Datengrundlage
Für die Analyse werden diverse (Geo-)Daten benötigt, deren Verfügbarkeit, Aktualität und Maßstabsebene sich gewöhnlich stark unterscheiden. Ziel ist es, die Analyse möglichst kleinräumig durchzuführen, um die lokal sehr heterogene Verteilung der verkehrlichen Auswirkungen erfassen zu können. Folgende Sekundärdatensätze sind für die einzelnen Teilbereiche der Analyse notwendig und hinreichend:
Grundlagendaten:
Zur Vereinheitlichung der Eingangsdaten sowie Darstellung der Ausgangsdaten
- Zahl der Einwohner*innen aus dem Einwohnermelderegister inkl. räumlicher Verortung über die ID der Wohnblöcke
- Adressgeodaten (Punkte), z. B. aus dem amtlichen Liegenschaftskataster
- Gebäudeflächen (Polygone), z. B. aus dem amtlichen Liegenschaftskataster
- Statistische Blöcke (Polygone) des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg
Luftbelastung
- NO2 (Stickstoffoxid) und PM2.5 (Feinstaub) verkehrsbedingte Immissionen mit NO2
- verkehrsbedingte Immissionen mit PM2.5
Lärmimmissionspunkte (Fassadenpegel)
- Lärmimmissionspunkte (Fassadenpegel) aus der Strategischen Lärmkartierung
Versorgung mit Erholungsflächen:
Die Analyse erfordert eine Erreichbarkeitsanalyse vorhandener, geeigneter Flächen und einen Abgleich mit dem potenziellen Erholungsbedarf.
- Erholungswirksame Grünanlagen
- Schutzgebiete nach Naturschutzrecht
- Rasterkarte des Gesamtlärmindex (zur Messung von Grünflächen, die durch die Lärmbelastung keine Erholung bieten)
- Geodaten für eine Netzwerkanalyse (siehe Erreichbarkeitsanalyse)
Gerechtigkeit:
Für den Fall Pankow bietet sich die Nutzung des Indikators „Personen in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften“ an, denn andere Indikatoren wie z.B. Kinderarmut sind nicht kleinräumig verfügbar. Andererseits wiesen andere Indikatoren eine hohe Interkorrelation mit dem genutzten auf, wobei eine Übertragbarkeit des Vorgehens auf andere Orte zu prüfen ist.
- Personen in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften insgesamt nach Wohnblöcken
Vorgehensweise
- Die Belastungs- bzw. Versorgungsdaten werden mittels GIS räumlich auf die Einwohner*innen übertragen.
- Anerkannte Grenzwerte werden zur Bewertung der Belastung der einzelnen Bewohner*innen herangezogen (z. B. der WHO, der BImSchV).
Zwischenergebnis:
Belastetenzahlen auf Adressebene
- Zur kartographischen Darstellung auf Blockebene wird die Summe der Belasteten je Block gebildet.
- Die Kategorisierung wird mithilfe von Quantilen durchgeführt, wobei der Fokus auf der Identifikation von Extremwerten bzw. Hotspots liegt.
- Bei der kartographischen Darstellung ist darauf zu achten, dass Farbskalen farblich dem Inhalt entsprechen und gemäß der DSGVO kein Rückschluss von den Daten auf Einzelne zugelassen wird.
Zwischenergebnis:
Karten der Belastung pro Block
- Zur Analyse von Mehrfachbelastungen werden die Belastetenzahlen auf Blockebene zusammengefügt.
- Mittels statistischer Verfahren betrachtet, ob Blöcke mit mehr Belasteten und Blöcke mit einem größeren Anteil an sozial Benachteiligten unter allen Einwohner*innen signifikant oft gemeinsam auftreten.
Eine ausführliche Beschreibung zum Vorgehen finden sie im Handlungsleitfaden.
Herausforderungen
Damit die Ergebnisse der Planung einen Nutzen haben, muss die Zielvorstellung für diese Methode mit den Verantwortlichen und späteren Nutzer*innen der Ergebnisse gemeinsam entwickelt werden. Dabei können Kompromisse zwischen Komplexität und Einfachheit nötig sein.
Methodenbericht
Weitere Informationen sind dem Methodenbericht zu entnehmen.